Was versteht man unter gesellschaftlicher Polarisierung und welche Implikationen haben Konfliktlinien für die Radikalisierungsprävention? Inwiefern nutzen antidemokratische Gruppen gesellschaftliche Polarisierung und wie können zivilgesellschaftliche Akteuere dem mit (phänomenübergerifender) Arbeit begegnen? Diesen Fragen widmen wir uns in der fünften Ausgabe unserer Fachzeitschrift Ligante. Fachdebatten aus der Präventionsarbeit.
Das erwartet Sie in der Ligante#5
Im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Polarisierung und dem Aufgreifen ebendieser durch antidemokratische beziehungsweise radikale Gruppierungen gelegt. Prof. Dr. Hanna Schwander und Luke Shuttleworth (beide Humboldt-Universität zu Berlin) gehen in ihrem Artikel auf gesellschaftliche Spaltung und aktuelle Konfliktlinien ein und diskutieren die Risiken affektiver Polarisierung. Fabian M. Heß (Universität Leipzig) und Carla Grosche (Friedrich-Schiller-Universität Jena) beschäftigen sich im zweiten Artikel mit den sozialpsychologischen Prozessen des individuellen Denkens, Fühlens und Handelns in Abhängigkeit von Gruppendynamiken und setzen diese Themen in Bezug zu gesellschaftlicher Polarisierung und Radikalisierungsprozessen.
Das zweite Kapitel widmet sich der Frage, inwiefern antidemokratische Gruppen gesellschaftliche Polarisierungstendenzen aufgreifen und für ihre Ziele, Rekrutierung und Gruppenfestigung nutzen. Dr. Matthias Pöhlmann (Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern; Ludwig-Maximilians-Universität München) widmet sich in Artikel drei der neureligiösen Anastasia-Bewegung, während Solomon Caskie (Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e. V.) und Hanna Baron im darauffolgenden Artikel auf „Hizb ut-Tahrir“-nahe Gruppierungen in Deutschland eingehen. Nach einer kurzen Vorstellung der entsprechenden Gruppen gehen die Autor*innen jeweils auf gruppenspezifische Mechanismen und Narrative sowie deren Bezug zu Polarisierungstendenzen ein. Dadurch soll unter anderem deutlich werden, weshalb diese Gruppen in bestimmten Lebenssituationen für Menschen attraktiv erscheinen.
Anschließend wird im dritten Kapitel der Fokus auf die zivilgesellschaftliche Präventionsarbeit gelegt. In den Artikeln diskutieren die Autor*innen, wie Präventionsangebote auf den Wunsch nach Orientierung, Sinn- und Identitätssuche eingehen können, um Menschen einen selbstbestimmten Umgang mit gesellschaftlichen Konfliktlinien zu ermöglichen und sie in ihrer Resilienz gegen die Ansprache radikaler beziehungsweise antidemokratischer Gruppen zu stärken. Auf den Artikel von Manuela Freiheit (IKG Universität Bielefeld), in dem sie Chancen und Grenzen phänomenunabhängiger und -übergreifender Präventionsarbeit aus wissenschaftlicher Perspektive diskutiert, folgen zwei Praxisberichte, in denen phänomenspezifische Aspekte im Vordergrund stehen. In Artikel sechs beleuchten Marie Jäger und Thorben Petters (beide cultures interactive e. V.) die Spezifika der Rechtsextremismusprävention, anschließend gehen die Mitarbeitenden der Fachstelle Bidaya (CJD Nord) auf die Präventionsarbeit im Bereich Islamismus ein.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!