Gruppenbezogene Diskriminierungserfahrungen bzw. -wahrnehmungen können, neben einer Vielzahl anderer Faktoren, eine mögliche Ursache von Radikalisierungsprozessen darstellen. Islamistische Akteur*innen sind sich dessen bewusst, greifen Ungerechtigkeits- sowie Rassismuserfahrungen muslimischer Menschen gezielt auf und instrumentalisieren diese in ihrer Propaganda. Dass muslimische Menschen in Deutschland mehrdimensionaler Diskriminierung ausgesetzt sind, steht dabei außer Frage. Dies belegen Studien zu Vorurteilen gegenüber Muslim*innen und „dem Islam“, Fallzahlen von Beratungseinrichtungen für Betroffene von antimuslimischem Rassismus sowie Zahlen zu islamfeindlichen Straftaten[1].
Entsprechend stehen Beratende der Distanzierungsarbeit im Phänomenbereich Islamismus vor der Herausforderung, etwaige Diskriminierungserfahrungen bzw. -wahrnehmungen anzuerkennen ohne dabei Opfernarrative zu bedienen und den bzw. die Klient*in im besten Fall in seiner bzw. ihrer Selbstwirksamkeit im Umgang damit zu stärken. Dabei sollte außerdem beachtet werden, dass die Markierung als radikalisierte Person bzw. Extremist*in oder gar extremistische Straftäter*in entsprechende Diskriminierungserfahrungen erfahrungsgemäß noch zusätzlich erhöht.
Trotz erlebter Verletzungen, Enttäuschungen, Wut und Frustration sollen Klient*innen dazu befähigt werden, mit vergangenen sowie auch voraussichtlich zukünftigen Diskriminierungserfahrungen umzugehen und nicht zu extremistischen Fühl-, Denk- und Handlungsweisen zurückzukehren. Auch andere in ihrer Arbeit mit dem Thema konfrontierte Kolleg*innen, wie beispielsweise Sozialarbeiter*innen oder Lehrer*innen, sind herzlich willkommen sich anzumelden und ihre Erfahrungen einzubringen.
Der Rahmen der Konzeptwerkstatt bietet die Gelegenheit, sich anhand der folgenden Fragestellungen über die damit verbundenen Herausforderungen auszutauschen und gegebenenfalls gemeinsam Handlungsempfehlungen zu entwickeln:
Welche Erfahrungen bezüglich der Auseinandersetzung mit Diskriminierungserfahrungen in der Beratungsarbeit gibt es?
Wie kann der Umgang mit Diskriminierungserfahrungen im Beratungskontext so gestaltet werden, dass die damit verbundenen Gefühle der Klient*innen anerkannt werden, ohne Opfernarrative zu bedienen?
Wie können Klient*innen gegenüber möglichen zukünftigen Diskriminierungserfahrungen gestärkt werden?
Gerne können Sie uns vorab per Email an alexandra.korn@violence-prevention-network.de von konkreten (anonymisierten) Fällen, Problemen und Herausforderungen im Umgang mit Diskriminierungserfahrungen in Ihrer Arbeit berichten. Wir werden diese im Rahmen der Veranstaltung aufgreifen und gemeinsam mögliche Handlungsoptionen entwickeln.
Anmeldung:
Um eine intensive Beteiligung gewährleisten zu können, ist die Anzahl der Teilnehmenden auf 12 Personen begrenzt. Bitte teilen Sie uns im Rahmen Ihrer Anmeldung mit, ob Sie bereits Erfahrung mit dem Thema sammeln konnten und wie diesbezüglich in Ihrer Beratungsarbeit die größten Herausforderungen aussehen. Dies hilft uns, die Konzeptwerkstatt entsprechend Ihrer Wünsche und Bedürfnisse anzupassen.
Bitte melden Sie sich bis zum 19. Mai an. Ihre Anmeldung ist erst verbindlich, wenn Sie eine Anmeldebestätigung per Email erhalten haben.
Zur Anmeldung sowie bei Fragen wenden Sie sich bitte per Email an alexandra.korn@violence-prevention-network.de.
Wir freuen uns auf Sie!
Das Kompetenznetzwerk „Islamistischer Extremismus“ (KN:IX) vereint zwei etablierte bundesweite Akteur*innen der universellen (ufuq.de), selektiven und indizierten Prävention (Violence Prevention Network gGmbH) sowie die Dachorganisation der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen des Themenbereichs (Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V.).
Der Service wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Die Veröffentlichungen auf der Website stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der/die Autor*in bzw. tragen die Autoren*Autorinnen die Verantwortung.
[1] Siehe Islam- und muslim*innenfeindliche Einstellungen bei jungen Menschen und die Rolle von Religiosität, Kontakt und politischer Orientierung: eine empirische Studie.