Während es in der Primärprävention von Radikalisierung und Extremismus an kreativen Ansätzen nicht mangelt, ist die Distanzierungsarbeit stark dominiert von therapeutischen, meist gesprächsbasierten Ansätzen. Kunsttherapeutische Ansätze sind eher eine Seltenheit, existieren aber vereinzelt. Dieser KN:IX Workshop soll entsprechend den Rahmen bieten, kunsttherapeutische Ansätze der Distanzierungsarbeit kennenzulernen, zu sammeln, und sich über deren Wirkweise auszutauschen. Zwei Ansätze werden während des Workshops vorgestellt.
Die Werft ist die Studiobühne in der Justizvollzugsanstalt Wiesbaden. In Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein JVA Holzstraße, der Justizvollzugsanstalt Wiesbaden und der Kultur- und Filmproduktion INVOLVE – Dechow Freie Partner wird seit 2008 anspruchsvolle Theaterarbeit mit jungen gefangenen Männern geleistet. Ziel ist es, dadurch ihre Resozialisierung verbessern und interkulturellen Dialog fördern – und hochwertiges Theater auf die Bühne zu bringen.
Vortrag: Peter Protic (Künstlerische Leitung)
Intersubjektives Body Mapping ist eine explorative, kunstbasierte Methode zur Förderung des Dialogs und zur Bewältigung von Herausforderungen bei der Reintegration von Rückkehrer*innen und dem Dialog zwischen Rückkehrer*innen, Überlebenden von Terrorismus, Strafverfolgungsbehörden und Gemeindemitgliedern. Die Rückkehrer*innen wählen und verwenden Farben, Symbole und Bilder, um ihre inneren Erfahrungen im Rahmen der Wiedereingliederung und der Bekämpfung des gewalttätigen Extremismus sowie ihre Erfahrungen in Bezug auf die Gesellschaft darzustellen, zu visualisieren und zu erforschen. Dieser Reflexionsprozess, bei dem Gründe und Bedeutungen für die Wahl bestimmter Farben und Symbole während der Erstellung der Body Maps artikuliert werden, widersetzt sich linearen Erzählungen und lädt dazu ein, Verbindungen zwischen vergangenen Erfahrungen herzustellen. Die Methode ermöglicht eine Kommunikation über die verkörperten Erfahrungen jenseits des verbalen Ausdrucks – in einer bisher unerforschten Weise – und bietet ein konfliktfreies Mittel für die Kommunikation zwischen allen an der Rehabilitation und Reintegration beteiligten Akteuren und Interessengruppen.
Vortrag: Tina Mykkänen* (Beraterin des United Nations Office on Drugs and Crime Regional Office for Eastern Africa)
*Dieser Vortrag wird auf Englisch mit Übersetzung stattfinden.
Gerne können Sie uns vorab per E-Mail von etwaigen Erfahrungen mit Kunsttherapie in der Präventionsarbeit sowie von konkreten (anonymisierten) Fällen in Ihrer Arbeit berichten, bei denen auf kunsttherapeutische Ansätze zurückgegriffen wurde. Diese werden im Rahmen der Veranstaltung aufgreifen. Auch etwaige Fragen können Sie uns gern auch schon vor der Veranstaltung zukommen lassen.
Anmeldung: Zur Anmeldung und bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an alexandra.korn@violence-prevention-network.de. Der Workshop ist auf 15 Personen begrenzt. Bitte melden Sie sich bis zum 27. November 2023 an, wir senden Ihnen im Anschluss eine Bestätigung per E-Mail zu.
Das Kompetenznetzwerk „Islamistischer Extremismus“ (KN:IX) vereint zwei etablierte bundesweite Akteur*innen der universellen (ufuq.de), selektiven und indizierten Prävention (Violence Prevention Network gGmbH) sowie die Dachorganisation der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen des Themenbereichs (Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V.).
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